Solange wir noch sterben, brauchen wir den Tod

For now they kill me with a living death

Oper von Daniel Oberegger für 4 Sänger, Klavier und präparierte Gummienten

 

Sterbender Körper: Katja Trojer

Sterbende Gefühle: Barbara Dorfmann

Sterbender Verstand: Christoph Achmüller

Tod: Paul Brugger

 

Klavier: Daniel Oberegger

Regie: Guido Moser

 

2016

Opera by Daniel Oberegger for 4 singers, piano and prepared rubber-ducks

 

Dying body: Katja Trojer

Dying emotions: Barbara Dorfmann

Dying mind: Christoph Achmüller

Death: Paul Brugger

 

Piano: Daniel Oberegger

Stage direction: Guido Moser

 

2016


Partitur zum Kaufen:

 

Inhaltsangabe:

Die Oper dauert eine Stunde und besteht aus 7 Szenen plus einer kurzen Ouvertüre.

 

Personen der Handlung: Der Sterbende, bestehend aus Körper (Sopran), Gefühl (Alt), Verstand (Tenor) und Tod (Bass).

 

Zeit der Handlung: Der Moment, in dem die Hauptperson stirbt.

 

 

Das Motto lautet: In der Oper wird gern und lange gestorben.

 

 

In der ersten Szene befindet sich das Leben des sterbenden Durchschnittsmenschen im freien Fall. Weil er von seinem Tod noch nichts weiß, ist er mit seinem Leben unzufrieden, er ist gestresst und zugleich langweilt er sich. Der Körper atmet, das Gefühl und der Verstand sind mit der Unzulänglichkeit der Durchschnittlichkeit des Lebens unzufrieden.

 

 

Dann taucht in der zweiten Szene plötzlich der Tod auf. Der Körper will nicht sterben, das Gefühl findet den Zeitpunkt des Todes falsch gewählt und der Verstand versucht, mit dem Tod zu verhandeln.

 

 

In der dritten Szene zählt das Gefühl auf, was der Sterbende alles noch machen und erleben möchte, bevor er endgültig stirbt: eine Sahnetorte essen, die bedingungslose Liebe erfahren, eine Drachenfrucht kosten, auf einem Quietscheentenxylophon konzertieren, den Hauptgewinn zu ziehen, doch zu alledem ist es bereits zu spät.

 

 

In der vierten Szene sagt der Verstand: „Wenn ich schon sterben muss, dann will ich es richtig machen“, während der Körper über die Schmerzen klagt. Vielleicht findet man ja in You-Tube ein  Tutorial- Video dazu? Doch der Körper ist zu schwach, den Computer einzuschalten. Zum Glück gibt es einen Experten, denn der Tod ist ja jetzt da.

 

 

In der fünften Szene stellen daher der Verstand und das Gefühl dem Tod all ihre Fragen: Ob der Sterbende in den Himmel kommt, was der Sinn seines Lebens war, ob noch einige Minuten übrig sind, wann das Gehirn die Endorphine ausschüttet und ob mit dem Tod alles zu Ende ist.

 

 

Die Oper befasst sich nur mit dem Moment des Sterbens, aber der Tod selbst steht außerhalb der Zeit und kann deshalb in der sechsten Szene in aller Ruhe alle gestellten Fragen, eine nach der anderen, kompetent beantworten.

 

 

In der siebten Szene sind Gefühl und Verstand bereits vergangen. Der Körper kann sich endlich ungestört ans Sterben machen, und der Tod nimmt ihn in seine Arme.

 

 

 

Zur Oper:

 

Die Idee zu dieser Oper kam mir, als mir bei den typischen Opern der Romantik auffiel, wie zentral das Sterben in ihnen behandelt wird. Nicht nur in der „Traviata“ ist alles auf das Sterben der Violetta ausgerichtet, wo die Oper in deren Schlussarie „addio del passato“ ihren Höhepunkt findet. Wieso also nicht gleich mit dem Höhepunkt beginnen statt mühsam darauf zusteuern? Außerdem geht man in Vorstellungen wie Theater, Kino oder eben Oper, um Zeuge von Dingen zu werden, die im normalen Leben tabuisiert sind, etwa: wie ist es, ein Mörder oder Bankräuber zu sein? In dieser Oper wird vorgeführt, wie das Sterben genau vor sich geht, während man im Alltag lieber über das Wetter spricht oder die Preise im Supermarkt.