Die Fröhlichkeit des Bkojab Jakoab

Es folgt die komplette Oper als Videoclip

Oper für eine Singstimme mit ohne fast alles und hauptsächlich Gesängen von Daniel Supersoft

 

Eines Tages eröffnete sich mir die Möglichkeit, ein Mikrophon an den Computer anzuschließen. Jetzt konnte ich etwas einsingen, dieses im Kopfhörer abspielen und eine weitere Stimme dazu aufnehmen – und das beliebig oft. Damit hatte ich praktisch so viele Sänger und Musiker zur Verfügung wie ich nur wollte. Allerdings hatten sie alle dieselbe Stimmlage, und natürlich fehlten ihnen allen dieselben musikalischen und gesangstechnischen Möglichkeiten. Da sie aber alle dieselbe Person waren wie der Komponist, konnten sie sich nicht wehren, wenn der Komponist keinerlei Rücksicht auf die sehr begrenzten Möglichkeiten seiner Musiker nahm, und das nutzte er schamlos aus. Umgekehrt konnte sich der Komponist, als er später das Resultat hören musste, mit niemandem als mit sich selbst aufzuregen, und er konnte seinem Entsetzen über die bereits entstandenen Szenen nur Ausdruck verleihen, indem er die folgenden Szenen mit noch größerer Rücksichtslosigkeit seinen Musikern gegenüber komponierte, um sie für die unzulängliche Interpretation seines Werks zu bestrafen. Der Spaß, den mir dieses Unterfangen bereitete, kommt schon im Titel zum Ausdruck, es geht um die Fröhlichkeit des Bkojab Jakoab, und die Schizophrenie, die in der eben beschriebenen, einsamen Interaktion zwischen Komponisten, Interpreten und Zuhörer, die alle ein- und dieselbe Person sin, findet sich natürlich auch in der Hauptperson der Oper wieder.

 

Der Name „Bkojab Jakoab“ ist mit demselben permutierenden Prinzip von Zufallsbuchstaben entstanden, das ich schon bei „Ulböböluböl“ oder „Irsassarrisar“ angewandt habe, zwei Namen für ein Schaf und eine Ameisenbärin, die in anderen Werken vorkommen. Passend zur ich-fixierten Entstehungsweise ist auch Bkojab Jakoab hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt. Die Sichtweise, jeder sei im Grunde das ganze Leben lang mit sich alleine und begegne allen anderen nur in hauptsächlich von der eigenen Sicht geprägter Form, die mit den anderen so gut wie nichts mehr zu tun habe, dominiert. Bkojab Jakoabs Bühnenbilder sind daher meistens statt des von ihm wahr genommenen Warenhauses und all seiner anderen Erlebnisse, von denen ich nicht sicher bin, ob er sie tatsächlich gesehen und erlebt hat oder ob er sie nur imaginierte, die von mir gesungenen Noten. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, Bkojab Jakoab imaginiert zu haben. Die Noten habe ich darüber hinaus aufgeschrieben, gelernt und eingesungen, was ihnen, vor allem für mich, mehr Realität zukommen lässt.


Vorgeschichte:

2005 habe ich "Die Fröhlichkeit des Bkojab Jakoab" komponiert, eine trikordale Oper, in der ich alle Stimmen mit einem Mikrophon in den Computer einsinge, begleitet von selbst gespielten und elektronischen Klängen.

Oper für eine Singstimme mit ohne fast alles und hauptsächlich Gesängen von Daniel Supersoft

 

Dauer: 1 Stunden, 59 Minuten, auf 2 CDs plus Libretto

 

Es handelte sich 2005 um eine Kopfhöreroper, da sie nur in Form eines DoppelCD existiete. Die Stereoeffekte kann man mit Kopfhörern am besten hören.

 

Text und Musik sind von Daniel Oberegger geschrieben und komponiert, sämtliche Stimmen selbst eingesungen und alle Instrumente selbst gespielt Ausnahme: Sprechstimme der Tochter des Geschäftführers: Ulrike Stegmiller.

 

Die Oper ist schauerlich, da sie großteils in einem schauerlichen Kaufhaus spielt. Die Hauptperson, Bkojab Jakoab, irrt darin umher und findet sich nicht zurecht, trifft den Matrosen und die Tochter des Geschäftführers, flieht vorm Chor der knieweichen Putzfrauen, wird vom Nachtwächter ertappt, der ihn beschuldigt, ein Dieb zu sein und die Polizei ruft.

Bjakob Jakoab hat seinen kuriosen Namen in der Spielwarenabteilung mit Buchstaben zusammengewürfelt, da er seinen wirklichen Namen vergessen hat. Er ist auf der Suche nach der Fröhlichkeit und denkt sich einige Turnübungen aus, um fröhlicher zu werden, hat dabei aber zunächst wenig Erfolg. Erst als er eine Spinne erblickt, die an ihrem Silberfaden auf- und abklettert, heitert sich sein düsteres Gemüt etwas auf, doch die Putzfrauen trachten der armen Spinne bereits nach dem Leben…

Zuletzt entdeckt Bjakob Jakoab, wer er war, bevor er alles vergessen hat und fährt mit dem Matrosen, der Spinne und der Tochter des Geschäftführers auf einem Dampfschiff aufs Meer hinaus.

 

"Das Meer wogt sachte, dunkelblau und weit,
wir fahren schon mit dem Schiff,
zu suchen nach der Fröhlichkeit,
auf fernem Inselriff."