Hangsicherung bei Regen

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Die beiden Autoren Guido Moser und Daniel Oberegger haben sich für 10 Tage im Sommer 2006 im Karnutschhaus, Stilfser Brücke 23a zurückgezogen. Während dieser Zeit wurde ein Hang vor dem Haus gesichert. Es entstanden die zwei unabhängigen Geschichten:

 

„Afrika in Stilfser Brücke – ein verborgenes Glück“ von Guido, in einer bedingungslos subjektiven Sichtweise. Es geht um eine unmögliche Liebesgeschichte, einen Kindesmissbrauch, um Lebensformen in einem engen Tal mit Krisen und am Ende mit einer unerwarteten Einsicht zum verborgenen Glück.

 

„Die Wut des Dragozeck von Prodrimir“ von Daniel, eine Zukunftsvision. Die anatomisch genau festgehaltene und gelebte Wut der Ohnmacht in einer unverständlichen Welt. Der Autor tritt manchmal aus der Geschichte heraus, um persönliche Kommentare zur Hangsicherung und zur Wut abzugeben.

KLOSTERREPORT von Guido und Daniel

 

Bevor es mit dem Klosterleben los ging, betonierte und vermauerte ich mit meinem pensionierten Maurer, dem Herrn Schöpf, sämtliche Zugluftlöcher zu, um das Leben ums Haus erst möglich zu machen, da wir ja während des Klosters vorhatten, außerhalb des Hauses - in direktem Kontakt mit der Natur - zu leben.
Ich war nach dieser Arbeit fix und fertig und freute mich aufs Klosterleben, genoss aber den Tag vorher, an dem ich mich mit Daniel in Bozen treffen sollte, und verbrachte ihn mit drei Frauen. Ich zog von einer Bar zur anderen, schon vom frühen Vormittag an, mit jeder verbrachte ich einige Stunden in ausgesuchten Lokalen. Am feinsten war es mit Silvia. Erst als mich Daniel am späten Nachmittag anrief, wo ich bliebe, musste ich meine Gesellschaften unterbrechen.
Wir setzten uns ins Auto und fuhren von Bozen Richtung Stilfser Brücke. Daniel erzählte ich auf der Fahrt von der Begeisterung mit Silvia, dass wir ab diesem Sommer unbedingt mit ihr zwei Mal im Monat für ca. drei Tage bei mir im Karnutschhaus einen radikalen theatralischen Rückzug machen müssen. In Prad warfen wir blitzschnell in einem Discount unseren Proviant für die gesponserten 200 Euro in den Einkaufswagen. Es kostete 209 Euro. Bei den 9 Euro brauchte Daniel nicht mitzubezahlen, da mir schon klar war, dass einiges übrig bleiben werde.
In Stilfser Brücke angekommen, wurde unser Proviant in beiden Küchen verstaut. Dann machten wir den Steg fürs Geisterschiff fertig.

Ich wollte die rostige Stahlplatte frei schwebend haben und Daniel balancierte mit einem Schmuckreif das Flugzeug von Meinrad aus, das schon beim Theaterstück "Schatten - am Abgrund der Himmel" verwendet wurde und jetzt unter dem Eisensteg schwebt. Die vorne hängenden Pfannen sind Reststücke aus dem Theaterstück "Alfred Pinggera - der einsame Wanderer vom Ochsenberg - verstorben". Die rote Kurbel auf dem Steg des geistig behinderten Künstlers Meinrad begründet die gesamte Konstruktion, die ihm als Sockel dient. Im Hintergrund oben rechts sind noch filigrane Stangen vom Geisterschiff zu sehen. Der Kriegshelm aus dem 2. Weltkrieg (blau, auf der Metallstütze) musste unbedingt hinauf, um eine eventuelle romantische Harmonie der Konstruktion zu vermeiden. Darüber, auf einem dünnen Hutständer, fand die Russenmütze meines verstorbenen Vaters ihren Platz, da er nichts lieber tat, als zu reisen - egal unter welchen Bedingungen.

Auf dem Geisterschiff steht der Matrose Schwabel und dahinter der Urgeist, der die Passagiere auf ihrer Fahrt begleitet.

Vier Vogelhäuschen links und rechts vom Steg begleiten den Passagier auf seinem letzten Gang zum Schiff.
Nach dem Abendessen stellten wir den Wecker auf 2 Uhr und gingen schlafen.
Ich legte mich vor die Küche ins Freie:

Daniel legte sich zwischen Untergeschoß und Obergeschoß in den freien Stiegenraum:

Um 2 Uhr standen wir pünktlich auf, um zu schreiben. Daniel war alles, was er sich im Bett fürs Schreiben schon ausgedacht hatte, entfallen. Er schrieb unzusammenhängendes Zeug, hatte wenig Ideen. Ich war ob der frühen Stunde mürrisch und unwillig, wunderte mich aber, wie leicht mir das Schreiben fiel, das mir sehr fruchtbar vorkam.
Ich vermutete bei Daniel, dass diese frühe Stunde Wahrheit beinhalte, die mit seinem vorher Ausgedachten nichts anfangen kann, und jetzt müsse er sich endlich dem Hier und Jetzt im Augenblick stellen.
Für die zwei anschließenden Reststunden Schlaf gelang es Daniel nicht mehr, einzuschlafen. Ich schlief hingegen sehr gut, aber es war mir viel zu kurz und ich war um 5 Uhr noch mürrischer als vorher um 2.
Als Morgenmeditation von 5 bis 6 Uhr ging Daniel Johannisbeeren am Hang klauben.

Da ich schon von vorher müde und übersäuert war, fühlte ich mich kotzübel und fing an, laut zu singen, um Kraft zu tanken. Alles ist vom Regen nass.
Beim Schreiben zwischen 6 und 7 Uhr begann Daniel, ein dokumentierendes Klostertagebuch anzulegen. Ich spürte Hunger und es bahnte sich schon der erste größere Konflikt an, da mir das Essen wichtiger war als das vom Programm vorgesehene Schreiben. Ich wollte ein gutes, gemütliches Frühstück, ging in die Küche und machte Feuer mit der Begründung, den Programmpunkt "Wasserwartung" auf 0 zu stellen, denn ein richtiges Frühstück sei unverzichtbar.
Unser aufgestelltes Klosterprogramm erfuhr schon die ersten Änderungen, jetzt war nach dem Frühstück die Erdarbeit am Hang von 8 bis 10 anstatt von 7 bis 9. Daniel wollte kurz nachfragen, was ich mit dem Satz erledigte, dass zwischen Theorie und Praxis himmelhohe Unterschiede seien, die sich jetzt zeigten.
Für die Erdarbeit bekam Daniel, der nur mit seinen Birkenstock- Sandalen, einer Hose und einem Leibchen dahergekommen war, von mir zwei Paar Schuhe, eine Arbeitshose und ein Arbeitsleibchen. Zuerst das Eisengeländer wegtragen, dann die Grasballen mit Wurzelwerk anderswo in den Hang pflanzen, die schwarze Erde mit Schubkarren zum Weidenbaum bringen, um eine neue Kleinterrasse zu schaffen als Auflage für unsere Hangsicherung, bis die graue Erde unter der schwarzen sichtbar wird.

Daniel leerte und putzte anschließend sein Plastikschaff für den Badespass bei der Afrikaskulptur unterm Wald oberhalb des großen Kirschbaums.
Nach der Arbeit hatte Daniel beim Schreiben von 10 bis 11 die Idee vom Testbericht des Dragomir. Ab diesem Punkt fiel ihm nach und nach alles zu seiner Geschichte ein.
In der Zeit von 11 bis 12 Uhr war das Kochen geplant, wir aber hatten um 12 schon gegessen und so hatten wir jetzt eine Stunde zu viel. Das Essen ging blitzschnell, Daniel hatte einfach zu viel Peperoncino in die Nudel getan.
Während der Abspüle kam mir die absolute Notwendigkeit des konkreten Geldverdienens wieder in den Sinn. Das gut bezahlte Kinderprojekt für nächste Woche schien nämlich auszufallen, was mich ungeheuer nervös machte. Alle Klosterregeln nicht mehr respektierend setzte ich mich ans Telefon und brachte alle Hebel in Gang, um dieses Projekt zu retten. Auch Daniel meinte, das habe absolute Priorität, Klosterleben hin oder her. Es gelang mir tatsächlich, dieses Seminar mit Kunstgriffen zu retten, und ich erklärte dann Daniel überglücklich, was es alles für Fertigkeiten gebraucht habe, um dieses Geld zu sichern. Mein Vortrag ging nahtlos zur chinesischen Kulturrevolution über. Im Moment bewunderte ich Mao Tse Tung für seine Entschlossenheit, auch Intellektuelle zu zwingen, einmal mit Schaufel und Pickel zu arbeiten. Die Verfolgung der nordkoreanischen Brillenträger ging uns dann doch etwas zu weit. Daniel wandte ein, der angestrebte Bewusstseinsumschwung von Mao sei mit Zwang nicht zu erreichen.
Während Daniel das sagte, sah ich ihn von vielen Wespen umschwirrt und machte ihn darauf aufmerksam, dass er auf einem Wespenloch sitze. Ich schlug sofort vor, mein Wespengift zu holen und ins Loch zu sprühen, jedoch gleich danach fiel mir ein, dass ich schon über 15 Jahre hier mit Wespen lebe, und noch nie wurde ich oder ein anderer von einer Wespe gestochen. Sobald sich Daniel wegsetzte und das Wespenloch wieder frei war, beruhigte sich alles. Die Giftspritze war vergessen.

Auf diesem Stein vor der Küche ist Daniel gesessen und hat mit dem Rücken den Wespen ihren Eingang versperrt.
Ein ähnliches Phänomen gibt es neben der Werkstatt, wo Ameisen drei morode Holzsstücke fanden und innerhalb von ein paar Tagen einen Ameisenhaufen bauten. Den Einwand, ob ich denn keine Angst habe, die Ameisen könnten meine Werkstatt erobern, fand ich lächerlich. Ich bin stolz auf meinen Ameisenhaufen.

Zwischen 13 und 14 Uhr räumten wir statt des Rastens den Dachboden auf, was auch nicht vorgesehen war, aber nötig, weil wir ja später dort sampeln sollten.

Das Diskutieren im Keller von 14 bis 15 Uhr brachte uns überraschende Erkenntnisse. Ich wollte von Daniel wissen, warum er in der Dunkelheit so laut spreche. Während der Diskussion konnten wir beobachten, wie sich die vollkommene Dunkelheit auflöste. Durch die Anpassung der Augen konnte ich jetzt alles sehen. Aufgrund dieser Erfahrung wurde uns bewusst, wie der vorschnelle Drang, vermeintliche Probleme zu lösen, oft die besten Möglichkeiten verhindert. Ich sagte zu Daniel: "Stell dir vor, ein zuständiger Bürokrat sieht diesen Raum und lässt sofort ein elektrisches Licht installieren, weil ein dunkler Raum Licht braucht. Mit dem sinnlichen Erlebnis der Neuanpassung des Auges an die Dunkelheit und dem Erlebnis einer neuen Sichtweise wäre es dann vorbei."
Den Badespaß von 15 bis 16 Uhr genoss ich in vollen Zügen.

Daniel fand das Wasser in seinem Schaff zu kalt und ging seither nie mehr zu seinem roten Schaff an der Waldgrenze.

Ob es regnete oder die Sonne schien war mir ziemlich egal, da mein Körper von der anstrengenden Erdarbeit immer aufgeheizt war.
16 bis 17 Uhr: Schreiben. Mit jedem Schreiben wurde mir bewusster, dass die momentane Wahrnehmung von dem, was ich tat, die Geschichte zu Cinzia schützte und trug. Daniel schrieb etwas über Geräte, die laut oder leise sprechen können, was er jedoch später nicht verwendet hat.
Beim Theaterspielen von 17 bis 18 Uhr gingen wir zu unserer Bühne, die ich kurz vorm Klosterleben von Roman bekommen hatte:

Ich setzte mich auf die Bühne und fing an, Rollenspiele zu entwickeln. Da ich auf dieser Bühne saß, hatte ich das Gefühl, ich sei abstrahiert genug. Daniel spielte das gleiche außerhalb der Bühne, und da der Kontrast so groß war, hatte auch er seine Abstraktion. Unser entwickeltes Theaterprogramm wurde als Erinnerungsstütze für die Wiederholbarkeit auf eine Tafel geschrieben:

Nachdem wir am letzten Tag für die Zuschauer den Ehekonflikt zwischen Leo und Klara gespielt hatten, probierte ein tatsächliches Ehepaar unter den Zuschauern, ein ähnliches Stück zu spielen. Dies funktionierte deshalb nicht, weil die Ehefrau keinen Konflikt vom Mann aushalten wollte, auch wenn es nur ein gespielter war, und selbst auf der Bühne trachtete, alles zu harmonisieren. Belehrung: Die Bühne braucht Kraft für Konflikte.
Die Charakterstudien waren eine andere theatralische Arbeitsweise. Ich war ein Schnapsbudenbesitzer, der sich über den Unfug des Theaterspielens und jeglicher anderer Kunst und dem Kunstgetue aufregt.
Angeregt vom "normalen", beamtenhaften Denken dieser Schnapsbudenfigur schrieb Daniel danach, von 18 bis 19 Uhr, das Vorwort zu seinem Science- Fiction- Text, in dem der Autor versucht, es allen recht zu machen.
Beim Sampeln auf dem Dachboden von 19 bis 20 Uhr kam ich mit einem gehäuften Teller gewärmter Nudeln vom Mittag daher, da ich Hunger hatte. Fürs eigentliche Sampeln hatte ich keine Kraft mehr, dafür fiel mir was Neues ein: Die Clownsnase. Ich setzte sie auf, nahm ein uraltes deutsches Volksliederbuch in die Hand und sang textgetreu, mit Melodien, so wie ich sie wollte und im Augenblick auch kannte. Das war keine Anstrengung, machte mich frisch und ich hatte Spaß.
Dieser Teller Nudeln in der Hand gab mir jede Freiheit. Ich hatte die Narrenkappe aufgesetzt und die Clownsnase an und ich legte los: "Meine Damen und Herrn, wenn euch die Meinung eines alten Wichsbocks interessiert..."
Im Nachhinein wurde mir erst so richtig klar, wie kompliziert der Begriff "Sampeln" sein kann, da mich eine Bekannte von mir fragte, was eigentlich dieses "Sampeln" sei: "Stimmt es, dass ihr, wie in der Zeitung stand, auf dem Dachboden mit Wein herumgesantelt habt?" In voller Überzeugung meinte sie, die "Santelei" - pennen und saufen - würde ich jetzt zur Kunst erklären. Es geschieht häufig, dass etwas nicht Verstandenes nicht lange stört, sondern bald fürs eigene Verständnis umgewandelt wird. Ein Mann sagte, er habe von unserem "Sampeln" gelesen und er fragte mich, ob wir uns jetzt mit Architektur beschäftigen. Er habe nämlich in Fernsehen gesehen, dass die Architekturkybernetiker immer da eingreifen, wo das herkömmliche Wissen nicht mehr weiter kommt, und er habe so den Zusammenhang zwischen Kybernetik und Sampeln hergestellt. Ich dachte mir, dass man mit einer Clownsnase im Hosensack nie ganz falsch ist.
Von 20 bis 21 Uhr wäre Schreiben auf dem Programm, aber es gewitterte, donnerte und blitzte, und aus Angst vor Einschlägen steckten wir die Computer aus und gingen schlafen.
Auch die Abendmeditation bei offenem Feuer mit Kräutertee war gestrichen, da man bei diesem Wetter nicht zur Feuerstelle gehen konnte.

Am nächsten Tag um 2 Uhr morgens war mir noch übler als gestern. Ich stand auf, nur, um Daniel zu sagen, dass ich wieder schlafen gehe, weil die Gesundheit wichtiger sei als dieser ganze Klosterzirkus. Daniel schrieb, weil er schon auf war, aber ihm fiel wieder nichts ein. Als wir dieses Phänomen später besprachen, musste ich einsehen, dass diese seine Einfallslosigkeit um 2 Uhr morgens wohl mit dem Schlaf mehr zu tun hatte als mit der Eingebung im Augenblick.
Daniel stellte nun den Wecker nicht mehr, da ich ja schlafen gegangen war, er wollte entweder geweckt werden oder eben ausschlafen. Um 6 Uhr war ich bereits wieder wach, machte mir Kaffee und ein kleines Frühstück, und als Daniel um 7 Uhr kam, sagte ich: "Wenn man merkt, dass der Plan nicht passt, ist es besser, ihn nicht stur weiter zu befolgen. Im Krieg wäre es auch besser, dass sie, wenn sie merken, dass das nicht gesund ist, einfach heimgehen."
"Machen wir eben einen neuen Plan", sagte Daniel, doch ich schrie: "Keinen Plan! Wir funktionieren alle nach unserem Südtiroler Beamtenhirn. Wir wollen Literatur machen und Kunst, aber gestern unterlief uns aufgrund dieser Rennerei eine Grausamkeit nach der anderen: Das Wespennest wollten wir weggiften, beim Theaterspielen die Bühne zerstören, die trotz ihres robusten Aussehens ein delikater Brillant ist, aber wir sind von Stunde zu Stunde gehetzt wie in der Schule, vielleicht, um auch einmal Beamte sein zu können."
Ab jetzt hatten wir kein Programm mehr - es entwickelte sich von selbst nach Notwendigkeit und Bedürfnis. Programmpunkte wurden immer weniger, diese dafür um so intensiver: Hangsicherung, schreiben, diskutieren und sampeln. Auch das Theaterspielen und Sampeln wurde mit der Zeit zu streng und alles reduzierte sich auf körperliche Arbeit, Schreiben und Erholung. Mein Schreiben wurde lebendiger, ich hatte genug Stoff, mich mit dem zu beschäftigen, was gerade geschah.
Daniel baute an seiner Geschichte wie an einem seiner geokosmischen, komplizierten Körper und trachtete danach, dass alle Teile zusammenfinden.

Donnerstag, der 27. Juli:
Erdarbeiten: Steine, Grasballen und Erde weg, hinüber zur Dachterrasse, mit Digitalkamera Fotos zur Dokumentation machen, Gitter unten zusammenstellen und oben hinlegen, Geräte wegräumen, Reis mit Gemüse und Salat kochen, essen, abspülen, Klosterchronik tippen + Bilder sortieren/beschriften, dann beim Text weiterschreiben, Zufallstexte.

Die Bretter und Kastanienstützen rechts im Bild sind bald durchgefault, und wenn sie brechen, rutscht der Hang, den Guido früher mit der Erde errichtet hat, die er unten wegführte, um den Geräteschuppen aufzustellen. Nun werden drei 1 x 1 x 2 Meter große Gitter mit Steinen gefüllt. Ihr Gewicht (über 12 Tonnen) verhindert das Rutschen und sichert den Hang.
15 Uhr: Treffen im Kellerraum, diskutieren, kurze Pause und dann Theater: Guido spielt italienischen Afrikaner, Daniel: "la musica è un'arte", Würstel sieden, mit Senf + Reis von Mittag essen, dann sampeln mit Erklären der Singtechnik. Wieder schreiben, Guido macht Feuer, sagt, er hat schon 30 Seiten. Daniel fragt nach der Schriftgröße, dann schlafen, in der Nacht regnet es wieder.

 

Freitag, der 28. Juli:
6 Uhr aufstehen, schreiben: Daniel ist auf 20 Seiten. Frühstücken. Erdarbeiten: 1 Lage Steine ins Netz legen, Herd mit Steinpege hinauftragen, auch 6 Betonklötze von Romans Bühnenbild zu Kafka, Guido bestellt 6 Kubikmeter groben Skart, Kamion kommt sofort.

Außen mauern, Skart mit Schubkarren dahinter einfüllen, dann aufräumen, abwaschen, kochen: Hirse mit Karotten, etwa gleichviel wie gestern Reis mit Salat.
Um 15 Uhr sagt Guido, er will noch ein wenig schreiben. Es regnet stark. Besucher stehen vorm Klostertor, es wird aufgesperrt. Wir reden über Herz- und Hirnverbindung bei Kaffee, Kuchen, Wein, Schokolade. Ein Besucher sagt im Keller das Gedicht … auf, dann ist Besuch zu Ende. Sampeln aus dem deutschen Liederbuch "Mein Lied". Andere Themen: Wie bekomme ich eine Frau? Ich habe ja den Geiz. Die Schmugglergeschichte des Herrmann mit der Kraxe und der Frau Tona. Wieder schreiben. Die Eisenkäfige werden nicht aufgestellt, und dann schlafen.

Samstag, der 29. Juli:
Es regnet immer noch, Klosterreport und schreiben. Weil es regnet machen wir am Vormittag keine Erdarbeiten. Restkuchen vom Besuch aufessen. Guido 1 Stunde schlafen, Daniel 1 Stunde Flöte spielen. Mittagessen: Guido macht Salat, Daniel röstet Hirse von gestern und Reis von vorgestern mit Thunfisch von heute. Betonklötze Kafka aus dem Keller neben Daniels Schlafplatz stellen, die Kellertür kann wieder zugemacht werden. Einen mit Steinpege nach oben tragen, dann mit Auto nach Gomagoi zum Steinlager, neue Steine für die Hangsicherung holen.

Mit Schubkarren Skart schaufeln + in Gitter tun. Man schätzt zwischen 10 und 3 Schubkarren Skart für die Fertigstellung des ersten Gitters. Beim 11. Schubkarren platzt der Reifen und das Gitter ist fertig.

Über den Inhalt des Schreibens wird nicht gesprochen. Nach Stilfs fahren, anderen Schubkarren holen. Abendessen: Salat aus den großen Gläsern: Karotten, Rote Bete, eine Art Kraut, und gesottene Würste mit Senf. Danach schreiben. Guido sagt, er sei heute "normal" müde und nicht so übermäßig, seine Rohform vom Schreiben ist fertig. Daniel will auf die "Vergangenheit" beim Schreiben nicht verzichten, weiß aber nicht, was damit anfangen.
20 Uhr, heute wird nicht mehr gesampelt, diskutiert oder theatert. Schlafen.

 

Sonntag, 30. Juli:
Schreiben. Erdarbeiten: Skart + Kies zum Betonieren holen, mit Maltamaschine Malta machen, Loch graben + Holzverschalung machen, dann mit 3 Schubkarren Skart auffüllen, damit das 2. Gitter gerade stehen kann.

Dieses zusammendrahteln und hinauftragen, oben ans erste andrahteln, dann aufräumen, nicht vergessen, die Schaufel regensicher abzustellen. Kochen: Kartoffeln mit Butter + Käse, Salat. Guido trinkt einen Schnaps, dann schreiben: Daniel fehlt beim Schreiben der Clou zur Vergangenheit und der Gesamtclou sowieso.
Die Torglocke scheppert, ein neuer Besucher bringt Kuchen und zwei Flaschen Bier. Er sagt, er gehe Beeren klauben und hole die leeren Flaschen später. Weiterschreiben. Sampeln: erst Volkslieder aus "Mein Lied", dann den ganzen Struwwelpeter. Schlafen.

 

Montag, der 31. Juli:
6 Uhr: schreiben, Beeren holen, Erdarbeiten: mit der Steinpege 10 Kafkasockel hinauftragen, ins zweite Gitter doppelreihig hineinstellen, die "muttelten" drunter, drüber die mit Spitzen. Einige Steine hinauftragen, um den restlichen Spalt zuzumauern. Dann dahinter mit Skart auffüllen, Daniel zählt 15 Schubkarren. Auch Guido interessiert sich für die Zahl. Er entleert Munitionskisten, um sie einzubauen, greift dabei mit einer Hand direkt in ein Wespennest, flüchtet, wird nicht gestochen. Das Gift, sagt er, wirkt sofort. Mittagessen: Daniel kocht geröstete Kartoffeln mit Zucchini + Salat mit Tomaten und Peperoni, während Guido den Boden für das dritte Gitter herrichtet. Guido macht Griff an Tür unten zum Keller. Dann schreiben.
Ca. 18 Uhr: Fahrt nach Gomagoi, um Batterien für Digitalkamera zu kaufen. "Afrika"- Skulptur wird entkernt.

Schnapsflasche ca. halb leer. Guido spricht vom Stammhirn. Die Körbe unten hinstellen und fotografieren.

Das dritte Gitter wird verdrahtelt, hinaufgetragen und ans zweite angedrahtelt. Es fängt an, zu regnen. Fotos werden im Computer archiviert. Abendessen: Guido isst ein belegtes Brot, Inhalt: Kaminwurze, Daniel isst ein belegtes Brot, Inhalt: Honig, dann 1 Stunde sampeln, 1 Stunde ca. schreiben. Schlafen.

Dienstag, der 1. August:
6 Uhr: Schreiben. Es regnet, um 9 Uhr regnet es nicht mehr. Erdarbeiten: fertigdrahteln, restliche 7 Kafkaklötze hinauftragen und den braunen Ofen, Munitionskisten und blaue Postkastentürchen hinter Draht.

Es beginnt wieder stark zu regnen, kochen: Gemüse mit Kartoffeln, Daniel denkt nach, bis er die Lösung hat. Erstmaliges Schlafen in der Kammer.

 

Mittwoch, 2. August:
Daniel träumt von einer dicken Frau. Er könnte sich vorstellen, sie zu heiraten. Erdarbeiten: 18 Schubkarren von oben hinuntergekippt, zuletzt das 2. + 3. Gitter zudrahteln, 3. Gitter mit Fehler. Essen: Gemüserösti, Salat mit Tomaten + Fisch, das letzte Würstel. 5. Fahrt ins Steingelände. Es regnet.

Donnerstag, den 3. August:
Es regnet. Über Telefon wird berichtet: In Afrika gibt es Kälteeinbrüche, die Zukunft wird immer schwieriger werden. Der Dichter Stefan Zweig nahm sich das Leben, als das System kippte.
Die Neonlampe wird montiert.

Essen in der Küche, es regnet immer noch. Daniel formuliert die 3. Wut fertig. Mittlerweile regnet es nicht mehr.
Um 17:15h Erdarbeiten: Die Stufen zwischen den Gittern werden zugemauert, der Skart wird fertig.

Auch die Schier des ortsbekannten Bergsteigers Zöschg wurden vermauert.

 

Freitag, den 4. August:
Unruhe in der Nacht. Daniel minimiert seinen Text auf 10pt, 2 Spalten, Seitenränder minimiert, Kapitelabstände eliminiert, insgesamt 23 Seiten. Brot wird mit Brotmaschine gemacht. Noch ca. 10 Schubkarren Skart werden zusammengekratzt. Unten im Hof Randstein auf 2 Hölzer legen.

Nach 10 Tagen das erst warme Bad. Probleme mit der Badverstöpselung.
Besuch am nächsten Tag kann erwartet werden.

Das letzte Gläschen Schnaps. Flasche leer.