Lieder an der Grenze von Daniel Oberegger

gesungen mit Katja Trojer in Graz

Der kleine und der große Dealer
Musik + Idee: Tom Lehrer
Text: Daniel


Wenn die Schatten länger werden,
kommt ein Typ, oder einer, der ihm gleicht.
Es ist unser Drogendealer,
er bringt Freude, wohin er auch schleicht.

Jeden Abend kannst du treffen
ihn in uns'rer Nachbarschaft,
es ist unser Drogendealer,
er tut Gutes, mit all seiner Kraft.

Er schenkt den Kindern Proben,
denn er weiß von vorn herein,
dass die Engelsminen hier später
alle werden seine Kunden sein.

Und so heilt er alle Wunden,
läßt die Sorgen weit zurück,
es ist unser Drogendealer,
mit dem weiß gepuderten Glück.


Wenn die Sonn' dann wieder pranget
und die Läden laden ein
all die Waren froh zu kaufen,
dann darf jeder nochmals glücklich sein.

All die bunten, feschen Kleider
und die Jeans im Angebot,
die in Indien kleine Schneider
fleißig flickten in der Not.

Der Fisch von fernen Ländern
kam ganz frisch noch heut' herein,
dynamitgefischt von der Insel,
und dem Fischer fehlt jetzt Arm und Bein.

All das kommt nicht in der Werbung,
es verstörte nur die Leut',
denn wir wollen nicht verderben
ihre grosse Einkaufsfreud'.

Die Fische
Musik: Jean-Philippe Rameau
Text: Daniel Oberegger


Es war einmal ein krasser Fisch,
der lebte auf dem Wassertisch.
Da kam der grüne Hai daher
mit seinem kühnen Bleigewehr.

Er rief: "Das ist ein Überfall,
ich dir gleich eine drüberknall.
Doch gibst gleich Gold und Geld du mir,
dann lass ich leben dich dafür."

Der krasse Fisch erstach den Hai
und nahm an sich die Flint' aus Blei.
Dann schoss er durch den Wassertisch
und fühlte munter sich und frisch.

Er schwamm noch ein, zwei Runden schnell,
dann war die Polizei zur Stell,
entwand ihm gleich das Bleigestell.

Der Polizist, ein Octopus,
hielt fest ihn mit dem ersten Fuß.
Fuß zwei und drei, ist das nicht toll,
erstellten schon das Protokoll.
Der vierte Fuß legt' an ihm schnell
und sicherte die Flossenschell.
Der fünfte Fuß hielt das Gewehr,
Fuß sechs und sieben standen quer
und schnitten ihm den Fluchtweg ab,
Fuß acht hing tatenlos hinab,
schwamm auf und ab.

So merkt euch, Fische groß und klein:
Es nützt nicht immer, krass zu sein.
Vor allem, gleich ob jung oder alt,
vertraut nicht auf die Staatsgewalt.


Zwei frühe Lieder an der Grenze

Ich kenn mich nicht aus
Idee: Haimo Wisser
Arr: Daniel Oberegger


Ich sitz hier herum,
nicht geplant sind die Tage
und ich weiß nicht die Frage
und ich bleib im Haus.
Heute fühl' ich mich dumm,
bald ist dieser Tag um,
ich kenn mich nicht aus.

Ich sitz, ganz egal wo
und mein Ich, das denkt
wie so eingeschränkt
ich immer ich selber bin.
Vielleicht anderswo
wär' es nicht ganz so,
doch ich weiß nicht, wohin.

Ich sitz da und denk nach,
plötzlich spür ich was
und dann probier ich das
und dann weiß ich nicht.
Ist dieses Spüren zu schwach,
und ist das, was ich mach,
was mir wirklich entspricht?

Ich sitze da ohne List.
Dann hab ich eine Idee
und ich spring in die Höh,
denn etwas will was von mir.
Dann mach ich halt den Mist
bis er fertig ist
und ich den Grund verlier.

Dann sitz ich hier herum,
nicht geplant sind die Tage
und ich weiß nicht die Frage
und ich bleib im Haus.
Heute fühl' ich mich dumm,
bald ist dieser Tag um,
ich kenn mich nicht aus.

Vergänglichkeit
Text & Musik:
Daniel Oberegger


Scheint die Landschaft auch breit
wenn der Wind wieder weht
übers Gras, übers Feld,
ist begrenzt doch die Zeit,
sind die Tage gezählt,
und das Leben vergeht
und wir kommen nicht weit.

Doch die Zeit währt auch lang,
dass wir dieses vergessen
und wir woll'n sie vertreiben.
Uns befällt dann der Drang,
möchten nicht in ihr bleiben,
und wir eilen besessen,
so wird Zeit uns zum Zwang.

Voller Adrenalin
setzen wir uns ein Ziel,
und wir jagen mit Mut
nach Genuss und Gewinn,
und wir fühlen uns gut.
Doch dann kommt gleich zu viel
und es fehlt jeder Sinn.

Auch die Sorge beginnt,
dass uns treffe kein Bangen,
und wir organisieren
wo wir später mal sind,
wollen Sicherheit spüren,
die wir niemals erlangen,
weil doch keiner gewinnt.

Scheint die Landschaft auch breit
wenn der Wind wieder weht
übers Gras, übers Feld,
ist begrenzt doch die Zeit,
sind die Tage gezählt,
und das Leben vergeht
und wir kommen nicht weit.